Macht Cannabis süchtig?

Die letzte Tagung der Österreichischen Schmerzgesellschaft (ÖSG) widmete 3 Stunden dem Thema „Cannabis und Cannabinoide“ , der synthetichen Nachahmung der Cannabis-Pflanze. Dabei stand fest und ist auch von einer italienische Studie belegt, dass das Cannabinoid Dronabinol auch beim neuropatischen chronischen Schmerz eingesetzt werden kann. „Damit könnte ein weiterer Hinweis erbracht sein“, so Prim. Univ.-Prof. Dr. Rudolf Likar Generalsekretär der ÖSG und Leiter der Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin am Klinikum Klagenfurt, „dass Cannabis-Medikamente künftig in der Schmerz-Behandlung  eine wichtigere Rolle spielen könnten“,

Allerdings nicht wie in Deutschland wo Cannabisblüten und -extrakt für medizinische Zwecke legalisiert werden. Österreich´s Schmerztherapeuten wollen stattdessen lieber den Zugang zu bereits gut erforschten und wirksamen Cannabinoid-Medikamenten erleichtern. „Wir brauchen keine Legalisierung von Haschisch oder Marihuana“, sagte Prim. Univ.-Prof. Dr. Rudolf Likar im Vorfeld der in Velden stattfindenden ÖSG-Jahrestagung. „Uns stehen bereits jetzt wirksame und standardisierte Cannabinoid-Medikamente zur Verfügung, deren Wirksamkeit in einigen Indikationen gut belegt ist.“ Beim Konsum der Pflanze ließen sich dagegen Probleme wie mikrobielle und chemische Verunreinigungen nicht ausschließen. Zudem würde der „Joint auf Rezept“ keine genaue Dosierung der medizinisch wirksamen Komponenten erlauben. So konnte in einer Reihe von Untersuchungen ein überraschend breites Wirkungsspektrum von Cannabinoiden nachgewiesen werden

In der durch die Entscheidung der deutschen Bundesregierung neu aufgeflammten Debatte um die Legalisierung von Cannabis wünscht sich der österreichische Experte mehr Sachlichkeit. „Die gegenwärtige Diskussion darf keine ungünstigen Auswirkungen auf den Einsatz von Cannabinoid-Medikamenten in der Schmerz- und Palliativmedizin haben“, fordert Prof. Likar. „Angesichts des gut belegten Nutzens sollten diese Substanzen möglichst vielen Patienten, die davon profitieren könnten, zugänglich gemacht werden. Dazu müssen nicht nur gelegentlich noch vorhandene Vorurteile gegenüber Cannabinoid-Medikamenten abgebaut werden, sondern auch bürokratische Hürden“. Bisher werden die in Österreich zugelassenen Präparate von den Krankenkassen nur sehr restriktiv und erst nach chefärztlicher Genehmigung erstattet. „Wünschenswert“, so Prof. Likar, „wäre eine Vereinfachung der Erstattung durch die Krankenkassen und dass zur Verschreibung kein Suchtgiftrezept mehr erforderlich ist.“

Wie steht es nun aber mit der Gefahr süchtig zu werden? Auf diese Frage ging nur der Psychiater Univ. Prof. Dr. Otto Michael Lesch, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Suchtmedizin, ein, für den mit der Frage „Sucht“ viel zu locker umgegangen wird: „Sucht ist keine Krankheit, sondern eine Störung, die verschiedene Ursachen haben kann“. Die Frage sei immer: „Macht das Suchtmittel süchtig oder ist die Person süchtig?“. Das sei wie beim Zucker. Die Suchtgefahr ist gleich Null. Nicht aber wenn schon eine Persönlichkeitsstörung vorliegt. Und:„Alkohol und Tabak sind noch viel gefährlicher“.

Wer wissen möchte, ob er/sie aus welchem Grund immer suchtgefährdet ist kann dies mit dem unter Patienten-Informationen angeführten Selbsttest für Schmerzpatienten selbst feststellen.