„Schmerzschrittmacher“: Neue Entwicklungen bei der Rückenmarkstimulation

Wenn eine herkömmliche medikamentöse und nicht-medikamentöse Schmerztherapie nicht den gewünschten Erfolg bringen, kann die Rückenmarkstimulation oder Spinal Cord Stimulation (SCS) zur Schmerzlinderung beitragen. Dabei werden dem Patienten dünne Elektroden in den Rückenmarkskanal gelegt und mit einem unter die Haut implantierten Minigenerator verbunden. In Betrieb genommen, sendet das etwa scheckkartengroße Gerät dann elektrische Impulse an die sensiblen Nerven im Inneren der Wirbelsäule.

Diese Methode hat sich unter anderem bei chronischen neuropathischen Rückenschmerzen, ausstrahlenden Schmerzen nach Bandscheibenoperationen, Unfällen mit Nervenschäden an Armen oder Beinen oder gegen die berüchtigten Phantomschmerzen nach Amputationen bewährt, wie Univ.-Prof. Dr. Wilhelm Eisner, Neurochirurg an der Universitätsklinik Innsbruck  anlässlich der 16. Schmerzwochen der Österreichischen Schmerzgesellschaft (ÖSG) berichtete. Auch könnten Patienten mit Durchblutungsstörungen, Angina Pectoris oder Diabetiker mit Polyneuropathien“ von der Behandlungsmethode profitieren.

Die schwachen Stromimpulse stimulieren den hinteren Abschnitt des Rückenmarks, von wo aus die veränderten Schmerzsignale an das Gehirn übertragen werden. Für die Patienten ist das als leichtes „Kribbeln“ wahrnehmbar, das – je nach Elektrodenlage – in die Arme oder Beine ausstrahlt und den quälenden Schmerz „überdeckt“.

Eingesetzt wird die Methode in ihrer traditionellen Form bereits seit 30 Jahren. „Bei fast 60 Prozent der Patienten ist damit eine Schmerzlinderung erreichbar. Es wäre zu wünschen, dass möglichst viele Patienten, die davon profitieren können, an ein spezialisiertes Zentrum weiterverwiesen werden“, so Prof. Eisner. „Inzwischen gibt es verschiedene neue Ansätze und Varianten, die auch für die bisher nicht darauf ansprechenden Patienten Hoffnung bieten und die Methode noch sicherer machen.“

Eine Neuentwicklung der Spinal Cord Stimulation(SCS) beseitigt auch ein anderes Problem: Weil MRT-Geräte starke Magnetfelder und Radiofrequenzimpulse erzeugen, konnten Patienten mit implantiertem SCS-System in der Vergangenheit keine Ganzkörper-MRT-Scans machen. Die spielen aber gerade in der Schmerzmedizin zur Diagnosestellung eine wichtige Rolle. Mit dem „SureScan MRI“-System zur Rückenmarkstimulation ist jetzt ein Gerät verfügbar, das mit einem Betriebsmodus für MRT-Untersuchungen ausgestattet ist. „Damit“, so Prof. Eisner, „können sich auch SCS-Patienten unter bestimmten Bedingungen sicher einem Ganzkörper-MRT-Scan unterziehen.“